2023-08-20 Städtefahrt Antwerpen

Mit der belgischen Bahn gewohnt gemütlich fuhren am Sonntag, dem 20. August 20 Personen von Eupen mit Umstieg in Leuven in das sommerliche Antwerpen.

Aus dem 2. Untergeschoss auftauchend ging es zunächst durch die prächtige Halle des Bahnhofsgebäudes, wegen seiner 75 m hohen Kuppel im Volksmund auch Eisenbahnkathedrale genannt. Heute kaum noch vorstellbar, dass das inzwischen unter Denkmalsschutz stehende Gebäude wegen Baufälligkeit in den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts abgerissen werden sollte, da die Kalksteinblöcke enorm gelitten und schon einen Fahrgast getroffen hatten.

 

Auf dem Vorplatz wurde eine kurze Einführung gegeben – mitten im Trubel eines aktuellen, kleinen Rummels mit diversen Fahrgeschäften und Karussells. Direkt nebenan liegt der Eingang zum historischen Zoo aus dem 19. Jahrhundert, ebenso mit schönen Mosaiken verziert wie der sich anschließende Gebäudekomplex mit Jugendstildekoren, in dem sich heute das Kongresszentrum mit Konzertsaal befindet.

Als bedeutende Hafen- und Handelsstadt ist Antwerpen multikulturell – einen ersten Eindruck vermittelt das 2010 errichtete Pagodentor, das den Eingang nach Asiatown markiert. Die drei äußerlich unansehnlichen Straßen des Diamantviertels lassen wir links liegen, die Auslagen der Juweliere in der Keyserlei sind wesentlich attraktiver.

Wir flanieren entlang Frankrijklei & Italielei, Teile des Boulevardgürtels - nach dem Schleifen der Stadtbefestigung in der Mitte des 19. Jh. im Stile der Wiener Ringstrasse errichtet und lassen die üppig verzierten Wohn-/ Geschäftshäuser am Beginn der Meir sowie die neobarocke Oper und das Athenäum auf uns wirken. Danach geht es ins aktuell eher ruhige Studentenviertel, denn noch ist Semesterpause.

Äußerlich schmucklos und mit einer hohen Mauer umgeben erreichen wir den Beginenhof aus dem 16. Jh., im Inneren eine Oase der Ruhe mit üppigem Grün. Weiter geht es zur in Generalsanierung befindlichen Jakobskirche in Brabanter Gotik, ursprünglich geplant als höchste Kirche der Welt. Auch wenn der Turm mit „nur“ 55 m nicht die vorgesehenen 150 m erreicht hat, ist die Pfarrkirche (in der sich auch die Grabkapelle der Familie Rubens befindet) sehr imposant. Geöffnet ist dagegen die St. Annakapelle, frühere Kapelle der Zunft der Trockenrasierer. Eine Infotafel erklärt, dass es sich dabei um Tuchscherer handelt, die mit schweren Bügelscheren die feinen, aus dem Tuch überstehenden Wollfaserreste abschnitten, bis der Stoff eine glatte Oberfläche hatte.

Schräg gegenüber in der an historischen Gebäuden so reichen Straße befinden sich die ehemaligen Häuser von Oberbürgermeister und Kunstmäzen Nicolaas Rockox und des befreundeten Tiermalers Frans Snyders im Renaissancestil, heute Museum für Altmeistergemälde der KBC-Bank. Um die Ecke erblicken wir schon den 58 m hohen Turm der St. Carolus Borromäuskirche, heute auch als Rubenskirche bekannt, da der Meister höchstselbst hier seine Hand (nicht nur) an Fassade, Turm und Hochaltar angelegt hat. Jesuiten haben den einheitlich gestalteten Barockkomplex nach Abriss der mittelalterlichen Häuser großzügig geschaffen, im ehemaligen Kloster gegenüber befindet sich heute die Kulturerbe-Bibliothek.

Durch viele kleinere und größere Straßen, vorbei als am Bauernturm bezeichneten ersten Wolkenkratzer Europas und mehrfach mit Blick auf die Liebfrauenkathedrale kommen wir zum Plantin-Moretus-Museum, mit 16 Pressen erste industrielle Druckerei und einziges Museum der Welt unter UNESCO-Status.

Nach einer kurzen Pause auf dem Freitagsmarkt, auf dem schon seit Jahrhunderten mit Gebrauchtwaren gehandelt wird, geht es mit original hölzernen, klappernden Rolltreppen vom Anfang der 30er-Jahre des letzten Jahrhunderts hinab in den denkmalsgeschützten, 572 m langen St. Anna-Tunnel. Wir unterqueren zu Fuß die Schelde, um vom Linkeroever nicht nur den Blick auf die Silhouette der Innenstadt mit ihren zahlreichen Kuppeln zu werfen, sondern dabei auch die etwas entfernteren Neubauten wie das MAS - Museum aan de Stroom und das von der Stararchitektin Zaha Hadid aus der alten Feuerwache umgebaute Hafenhaus zu werfen.

Zurück geht es mit der Fähre, vor der sich schon eine riesige Schlange von Radfahrern und Fußgängern gebildet hat, die unweit der Burg Steen, des ältesten erhaltenen Gebäudes der Stadt, ankommt. An der spätgotischen Fleischhalle vorbei geht es weiter zum Marktplatz mit Rathaus und zahlreichen prachtvoll verzierten Gildehäusern, die an den Wohlstand der Stadt zu Zeiten des Goldenen Zeitalters erinnern. Auf den Dächern der Häuser lässt sich der Schutzpatron des jeweiligen Gewerbes erkennen - auf dem höchsten Gildehaus ist es der Heilige Georg, der den Drachen besiegte, er gilt als Schutzpatron der Kreuzfahrer und Bogenschützen.

Der Platz ist voller Menschen, denn es findet gerade ein Stadtfest mit Konzert statt. Nach der späten Mittagspause treffen sich alle am Brabobrunnen wieder, um die Ecke geht es durch die schmalen Gässchen des Vlaeykensgangs weiter Richtung Hauptgeschäftsstraße Meier. Vorbei am Palais op de Meier, erbaut durch einen Kaufmann und später u.a. von Napoleon gekauft, geht es zum letzten Höhepunkt des Tages, dem Rubenshaus am Wapper. Zurück zum Bahnhof geht es über Brüssel-Nord wieder nach Eupen.

Diana Hofmann

 

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Fotos: H.Baumsteiger, r. Berger. Zusammenst./Aufber.: K. Heidtmann