Passend zum Karneval waren es 11 Wanderfreund*innen, die sich am Sonntag trotz des mal wieder wenig verlockenden Wetters auf den Weg machten.
Da es im Bereich Friesenrath/Hahn immer noch flutbedingte Sperrungen gibt, war die Wanderstrecke mit ca. 12 km zwar etwas kürzer als geplant, immerhin wurden dabei aber 230 Höhenmeter bewältigt.
Ab WP Relais Königsberg führte der Weg durch den Münsterwald, zunächst parallel zur Landstraße nach Rotterdell und dann aufwärts zur Schutzhütte „Sinziger Schneise“. Dann ging es wieder abwärts zum Weiler Kitzenhaus (mittelalterlichen Ursprungs, ursprünglich 5 Häuser, gewisse Bekanntheit durch Egidius Braun, langjähriger Präsident des DFB) und weiter über den Eifelsteig in Richtung Friesenrath. Hinter der Indebrücke folgten wir nach rechts dem Friesenrather Weg in Richtung Ortskern. Links war der Friedhof mit der dem Hl. Bernhard von Clairvaux geweihten Kapelle (1939) zu sehen. Das Grundstück hatte Eugen Graf Beissel von Gymnich gestiftet, der 1925/26 das Schloss Friesenrath als privaten Wohnsitz erbaut hatte. Seit den 1960er-Jahren war es lange als Restaurant bekannt, nach längerem Leerstand ist es heute wieder in Privatbesitz und von Mauern umgeben.
An der Ecke Friesenrather Weg/Pannekogweg steht rechts die ehemalige Schule aus dem Jahr 1925. Vorher waren die Schulkinder in einer Baracke auf dem späteren Schulhof unterrichtet worden, die danach bis 1939 als Notkirche diente. Die Kriegerkapelle auf der linken Seite wurde 1906 anstelle eines hier stehenden Kreuzes errichtet wurde. Ursprünglich war es eine Marienkapelle, an der im Mai die Maiandacht gehalten und im Oktober der Rosenkranz gebetet wurde, erst viel später wurden hier Tafeln mit den Namen der Gefallenen aus den beiden Weltkriegen angebracht.
Bevor es vom Pannekogweg in Richtung Freizeitgelände ging, konnten wir noch einen Blick auf den Friesenrather Hof werfen. Das landwirtschaftliche Anwesen war ein Fronhof der Reichsabtei Kornelimünster. Die erste urkundliche Erwähnung datiert von 1334. Nach der Säkularisierung 1802/1803 hatte der Hof verschiedene Besitzer, u. a. von 1837 bis 1939 die Grafen Beissel von Gymnich.
Das Walheimer Freizeitgelände befindet sich im Bereich eines früheren Kalksteinbruchs und Betriebsgeländes der „Walheimer Kalkwerke“.
Aus Kalkstein wurde schon in vorgeschichtlicher Zeit Kalk für unterschiedlichste Verwendungszwecke gebrannt. Die Fürstäbte von Kornelimünster vergaben Steinbrüche und Bergwerke und damit auch das Recht zum Brennen von Kalk als Lehen an ihre Untertanen. Die Technik des Brennens in Meilern, Gruben oder gemauerten Öfen hat sich bis ins 19. Jh. kaum verändert. Mit steigendem Bedarf durch die Industrialisierung verlagerte sich um 1850 auch die Kalkgewinnung von kleinen Gewerben hin zur industriellen Herstellung in größeren Betriebseinheiten. Der älteste im Raum Aachen erhaltene Kalkofen aus den Jahr 1870 steht an der Straße von Kornelimünster nach Krauthausen. Die „Walheimer Kalkwerke“ betrieben die größte und bedeutendste Anlage mit mehreren Ringöfen, die 1890 mit einem Anschluss an die Vennbahn errichtet wurde. Sie wurde als letzte Anlage 1959 geschlossen, weil nach einem erneuten Strukturwandel die Kalkgewinnung nur noch in Großbetrieben wirtschaftlich war. Die Steinbrüche und Kalkwerke rund um Walheim/ Friesenrath/Hahn/Sief/Schmithof waren eines der bedeutendsten Zentren der Kalkproduktion in Deutschland.
Im Bereich des Freizeitgeländes beginnt eine Umleitung des Eifelsteigs, da im weiteren Verlauf eine Brücke über die Inde noch immer zerstört ist. Auch der hier beginnende „Kalkofenweg“, der noch an einigen weiteren ehemaligen Kalköfen unterschiedlicher Bauart vorbeiführt, ist deshalb nicht mehr durchgängig zu begehen. Nach einer kurzen Info- und Bananenpause an den Ringöfen folgten wir der Umleitung, stießen wieder auf den Pannekogweg und erreichten über den Vogelstangenweg Hahn, den „Wendepunkt“ unserer Tour. Diesen Weg benutzten früher die Friesenrather, die vor dem Bau ihrer eigenen Kirche ihre Verstorbenen zum Friedhof nach Hahn tragen mussten. An einem Prozessionskreuz, das wir unterwegs passierten, legten dabei eine Rast ein und wechselten die Träger. Auch wir gingen weiter in Richtung der Pfarrkirche St. Maria - Schmerzhafte Mutter. Sie wurde an der Stelle einer erstmals 1261 erwähnten Marienkapelle 1880/81 im neugotischen Stil erbaut. Wenige Schritte entfernt bot sich am „Bechheimer Kreuz“ – ebenfalls ein Prozessionskreuz aus dem 19. Jh., das heute unter Denkmalschutz steht – ein hübscher Platz mit mehreren Bänken für die Mittagpause an. Hier befand sich die ehemalige Viehtränke, die angelegt wurde, nachdem 1930 durch den Bau eines Stollens zur Dreilägerbachtalsperre die Brunnen an den Häusern und der Bechheimer Bach, der nahe der Kirche in die Inde mündet, weitgehend trocken gelegt wurden.
Entlang des Bechheimer Bachs führte der Weg über die Dorfstraße mit vielen teils denkmalgeschützten Bruchsteinhäusern aus dem Ort heraus. Vorbei an dem Naturdenkmal „Mönch“, einer Felsformation, in der man mit einiger Fantasie eine Gestalt in einer Mönchskutte erkennen kann, ging es stetig bergauf wieder zurück in den Münsterwald. Auf der Höhe erreichten wir den Sinziger Weg, der uns schnurstracks geradeaus zurück zum Ausgangspunkt brachte – gerade noch rechtzeitig, bevor der Regen heftiger wurde, Bis dahin mussten zwar hin und wieder Capes und Schirme in Aktion treten, aber man war doch noch einigermaßen gut davongekommen.
Quellen: Bürger- und Geschichtsverein Hahn und Friesenrath e.V.
Wikipedia
https://eifelverein-roetgen.de/index.php/home/unsere-wanderungen/383-2023-02-19-zwischen-roetgen-und-walheim#sigProId9e9fb0777b
Fotos: R. Berger, I. Stevens. Zusammenst./Aufber.: K. Heidtmann