26 Wanderfreund*innen trafen sich am Nachmittag des Neujahrstages, um auf einem Dorfspaziergang in das neue Wanderjahr zu starten. Nach Austausch vieler guter Wünsche ging es über Hauptstraße und Rotter Gasse aus dem Ort heraus in Richtung Filterwerk.
Erst seit dem Sommer sind die beiden durch die Flut 2021 zerstörten Brücken über die Vicht am Wanderweg A3/Struffelt-Route wieder fertiggestellt, so dass die Wanderer nicht mehr zwischen Filterwerk und Ortseingang die Landstraße benutzen müssen.
An der Stelle, an der die Westwall-Höckerlinie auf die Straße trifft, hat der Roetgener Geschichts- und Heimatverein 2019 eine Erinnerungsstätte eingerichtet für die deutschen und amerikanischen Soldaten, die hier in den ersten Tagen nach dem Einmarsch der amerikanischen Truppen in Roetgen am 12. 9. 1944 gefallen sind. Stellvertretend für alle Opfer beider Weltkriege trägt der Gedenkstein die Fotos des amerikanischen Lieutenants Richard Spencer Burrows und des deutschen Oberfeldwebels Heinrich Brunk.
Auf einem schönen – nur wenig (!) matschigen – Waldpfad ging es dann aufwärts zum Vennbahnradweg und auf diesem wieder zurück in Richtung Bahnhof. Ein kleiner Abstecher führte noch zum Naturdenkmal Genagelter Stein, das früher idyllisch in freiem Gelände am Grölisbach, heute aber inmitten des Gewerbegebietes liegt und deshalb weitgehend unbekannt ist. Den Neujahrswanderern bot sich hier ein windgeschütztes Plätzchen für den obligatorischen Umtrunk mit Els, Likör und Saft, um das neue Jahr zu begrüßen. Und wer sich am Start über die für einen relativ kurzen Weg recht großen Rucksäcke der Teilnehmer*innen gewundert hatte, wusste nun warum: Viele Dosen und Tüten mit (selbstgebackenen) Leckereien machten die Runde.
Aus einem Bericht anlässlich der Wiedereinweihung des Genagelten Steins 2013:
Der „Genagelte Stein“ ist bei der Städteregion in der Liste der Naturdenkmäler unter der Nr. 50 als „Felsengebilde“ verzeichnet und auch als „Naturdenkmal“ in allen Karten eingetragen. Es handelt sich jedoch um das für Roetgen wohl geschichtsträchtigste Denkmal, das sich hinter dem Gebäude an der Bundesstraße 2, nahe des Gewerbegebietes „Genagelter Stein“, befindet. Den mächtigen, aus dem Kabrium stammenden Quarzitblock am Grölisbach nutzten ab ca.1530 die damaligen Herren des Gebietes, der Fürstabt von Kornelimünster, der Herzog von Limburg sowie der Herzog von Jülich, zu dessen Herrschaft Monschau auch der damals noch junge Ort Roetgen gehörte, um mit dem Einschlagen von drei eisernen Nägeln ihre Grenzen eindeutig zu markieren.
Bis Anfang der 2000er-Jahre erinnerte das Hotel-Restaurant „Genagelter Stein“ an der Stelle der heutigen Wohnanlage an das Denkmal. So blieb der Name zwar erhalten, aber kaum jemand erinnerte sich noch an die Existenz des „Genagelten Steins“ oder wusste gar um seine Bedeutung, denn nach der Erschließung des Gewerbegebietes war das Denkmal kaum noch zu erreichen. Der Stein wuchs zu und auch die Nägel verschwanden. Um 2010 machten es sich dann zwei „Urroetgener“ in den Reihen des damaligen Eifelvereins-Vorstands, der Vorsitzende Rolf Vogel sowie Geschäftsführer Herbert Steffens, zur Aufgabe, den „Genagelten Stein“ aus seinem Dornröschenschlaf zu erwecken und wieder zugänglich zu machen. Nach einem längeren „Behörden-Marathon“ und dank des Entgegenkommens von Wassili Lazaridis, auf dessen Grundstück das Denkmal jetzt lag, wurde das Projekt schließlich mit viel ehrenamtlichen Engagement der damaligen Mitglieder verwirklicht.
Der Quarzitblock und die verwilderte Umgebung wurden von allem Bewuchs befreit, eine feste Zuwegung wurde angelegt und eine Infotafel mit der Historie dieses Ortes aufgestellt. Auch seine Nägel wurden dem Stein zurückgegeben. Nach einem alten Foto konnten die Positionen rekonstruiert und mithilfe eines Magneten auch Eisenspuren an den betreffenden Stellen nachgewiesen werden. Seit der feierlichen Wiedereinweihung im Juli 2013 werden das Denkmal und seine Umgebung regelmäßig von Mitgliedern des Roetgener Eifelvereins gepflegt, zuletzt im August 2024.
Die feste Zuwegung ist zwar nach Fertigstellung des letzten Gebäudes der Wohnanlage „Zum genagelten Stein“ inzwischen wieder verschwunden, ein Zugang ist aber über einen Wiesenweg an der rechten Seite weiterhin möglich.
WF Helga Giesen
Fotos: I. Steven
Zusammenst./Aufber.: I. Steven