Kupferhöfe und andere Sehenswürdigkeiten – letzter Teil der Stolberg-Trilogie
Zum dritten und letzten Teil der von Kulturwartin Diana Hofmann organisierten „Stolberg-Trilogie“ machten sich am Samstag, 12. Oktober, 18 interessierte Wanderfreund*innen auf den Weg in die Kupferstadt.
Während der erste Teil in den historischen Ortsteil Alt-Breinig geführt hatte und im zweiten Teil die Sehenswürdigkeiten der Altstadt wie die Burg und die drei Kirchen im Mittelpunkt standen, widmete sich dieser Rundgang nun ganz der Tradition der Kupfermeister und ihrer prachtvollen Bauwerke, die von der industriellen Vergangenheit Stolbergs erzählen. Für diese Führung konnte noch einmal Klaudia Penner-Mohren gewonnen werden, die damit eigens für uns ein letztes Mal aktiv wurde, bevor sie nun endgültig in den wohlverdienten Ruhestand geht.
Gestartet wurde wieder am Galminus-Brunnen im Herzen der Altstadt. Der Weg führte zunächst in die Klattenstraße, in der einige der ältesten Häuser Stolbergs zu finden sind. Als ältestes Wohnhaus gilt ein Fachwerkgebäude aus dem 16. Jahrhundert, das sich von den sonst üblichen Bruchsteinhäusern abhebt. An einer Ecke gab es früher gleich drei Metzgereien – für Schwein, Pferd und Rind, wie an kleinen Skulpturen über den Türen noch zu sehen ist. Wenige Schritte weiter befand sich in einem unscheinbaren Gebäude die Wiege der Firma Mäurer&Wirtz, die dann 1889 den prachtvollen Kupferhof Grünenthal erwarb. Ältestes Bauwerk der Stadt ist die Arnoldsmühle, ein Bruchsteinbau aus dem Jahr 1445. Die Arnoldsmühle wurde fast 500 Jahre lang als Bannmühle betrieben – d. h., die Bauern der Umgebung (dem sogen. Bannkreis) waren verpflichtet, hier ihr Korn mahlen zu lassen. Die Familie Arnolds erwarb die Mühle 1872 und betrieb sie bis 1983. Auch auf kleine Details lenkte die Staftfüherin den Blick wie auf ein ovales Oberlicht, genannt "Ochsenauge", über einigen Haustüren. Mit diesem fst eingebauten Fenster umgingen findige Hausbesitzer die früher zu zahlende Fenstersteuer, die jedoch nur auf zu öffnende Fenster erhoben wurde.
Urkundlich erwähnt wurde Stolberg erstmals 1118. Archäologische Funde, u. a. von frühgeschichtlichen Verhüttungsplätzen, belegen aber, dass hier schon vor 12.000 Jahren Menschen lebten. Ergiebige Erzlagerstätten ließen Stolberg später zu einem der wichtigsten europäischen Zentren der Messingherstellung werden. Der wirtschaftliche Aufschwung erfolgte ab den frühen 1570er-Jahren, als der Aachener Kupfermeister Leonard Schleicher die Standortvorteile wie die Wasserkraft der Vicht und die nahegelegenen Erz- und Steinkohlelagerstätten erkannte und seinen Betrieb von Aachen nach Stolberg verlegte. Aus religiösen Gründen folgten ihm viele der mehrheitlich protestantischen Kupfermeister aus dem katholischen Aachen nach Stolberg, wo sie Religionsfreiheit fanden. (Im Herrenhaus des Kupferhofs von Leonard Schleicher befand sich von 1790 bis 1971 die Adler-Apotheke, wir hatten sie bereits im letzten Jahr gesehen.)
Die Kupferhöfe bestanden zumeist aus mehreren um einen Innenhof gruppierten Gebäuden, u. a. dem zu Wohnzwecken der Familie dienenden Herrenhaus sowie Betriebs- und Wirtschaftsgebäuden, Stallungen und Wohnhäusern der Arbeiter. Zu erkennen ist diese Anordnung noch gut im Kupferhof Sonnental. Ursprünglich um 1730 errichtet, wurde er nach unterschiedlichen Nutzungen, auch als Glashütte und Eisengießerei noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts, schließlich im Zuge der Altstadtsanierung in den 1980er-Jahren in eine attraktive Wohnanlage umgewandelt.
Eine der prächtigsten Anlagen ist der bereits erwähnte Kupferhof Grünenthal. Alte Abbildungen zeigen, dass sich das um 1700 errichtete Ensemble ursprünglich inmitten eines weitläufigen Parks befand, der fast an ein Mini-Versailles erinnerte. Die Familie Wirtz erwarb den Kern der Anlage und verlegte ihre Seifenproduktion hierhin. Die Wertschätzung der heutigen Bewohnerin für unsere Stadtführerin zeigte sich darin, dass wir die Gelegenheit hatten, den prunkvollen Empfangsraum zu einem kurzen Aufenthalt zu nutzen – ein Angebot, das wir angesichts der doch recht frischen Temperaturen gerne annahmen – und Frau Penner-Mohren zu ihrem Abschied einen Blumenstrauß von ihr erhielt.
Als letztes Beispiel für die Kupferhöfe wurde zum Abschluss noch die Anlage Rosental besucht, die 1724 im Auftrag von Johannes Schleicher durch den seinerzeit bekannten Baumeister Tillmann Roland errichtet wurde. Nach Jahren des Verfalls wurde das Gebäude vor einiger Zeit von einer Investorin erworben und liebevoll restauriert. Es bietet heute einen stilvollen Rahmen für besondere Events – an diesem Tag für eine Trauung. Der erhalten gebliebene Hinweis „Zum Comptoir“ neben dem Eingangstor erinnert noch an die ursprünglich betriebliche Nutzung des Anwesens.
Auf dem Weg zwischen den Kupferhöfen gab es noch einige weitere Sehenswürdigkeiten. So konnten wir die prachtvolle Innenausstattung im Sitzungsraum in einem heute von der Stadtverwaltung genutzten Gebäude besichtigen und am Kaiserplatz fielen besonders die Fassade der alten Post, die der Aachener Hauptpost am Kapuzinergraben ähnelt, sowie an einem benachbarten Gebäude ein Fries mit acht Gemälden, die Handwerk und Handel symbolisierten, ins Auge. Auch Hinweise auf die Wasserstände, die während der katastrophalen Flut von 2021 in der Innenstadt erreicht wurden, waren an mehreren Stellen zu sehen. Auf dem Rückweg über die parallel zur Klattenstraße verlaufende Hauptgeschäftsstraße „Steinweg“ gab es noch zahlreiche flutbedingte Leerstände, aber auch Zeichen für eine mittlerweile fortgeschrittene Sanierung. Nette Cafés luden zu einem gemütlichen Abschluss der Besichtigungstour ein.
Text Helga Giesen
Fotos: D. Hofmann, B. Klinkenberg
Zusammenst./Aufber.: I. Steven