2024-06-23 Der Pingenwanderweg bei Kall

Auf dem montanhistorischen Pingenwanderpfad Kall
Am Sonntag, den 23. Juni trafen sich – wohltuend nach dem monatelangen Regen - 17 Wanderer bei
Kaiserwetter am Markt in Roetgen. Ich hatte diese Tour erstmals auf dem zeitweise parallel
verlaufenden Eifelsteig gestreift, musste mit einer Führung aber warten, bis die Flutschäden des 2021-
er Hochwassers behoben waren.


Eröffnet wurde der Pfad 1995 zur 100-Jahrfeier der OG Kall des Eifelvereins: 21 Schautafeln mit
Grafiken und informativen Texten zum Eisensteinbergbau und der Eisenerzverhüttung erläutern den
mittelalterlichen bis neuzeitlichen Eisensteinbergbau des Kaller Reviers, heute überwiegend im
Naturschutzgebiet Heidemoor Kindshardt gelegen. Konzipiert und ausgestaltet wurde er durch die
Mitglieder der OG Kall unter der fachlichen Betreuung durch Prof. Dr. Kasig & Hr. Brunemann
(Geologisches Institut der RWTH Aachen). Thematisch befasst sich der Weg mit der Geologie/ den
Arten der Lagerstätten, erläutert das Aufsuchen dieser Lagerstätten und die verwendeten Methoden
des Abbaus. Er zeigt die Arbeitsweise des Eifeler Bergmannes und stellt sein Gezähe (Werkzeug) vor.
Die Erklärungen der Holzkohlegewinnung und des Verhüttungsprozesses in den Reitwerken (Hütten-
betrieben) Kalls rundet das Bild des Eisensteinbergbaues und seiner Weiterverarbeitung ab.
Namensgeber des Pfades, die Pingen, sind von ringförmigen Halden umgebene, trichterartige
Vertiefungen. Es handelt sich dabei um lange verlassene Erzgruben/ Schürfstellen, in denen Eisen-
oder Bleierze bzw. andere Mineralien der Erde abgerungen wurden. Im Kaller Gemeindegebiet
existieren noch ca. 2000 davon, inzwischen vom Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege Bonn
unter Schutz gestellt. Jeder Trichter kennzeichnet den Standort eines Bergwerkschachtes. Hier standen
die Haspelbäume (Symbol des alten Weges, heute meist durch das Logo der Eifelschleifen ersetzt),
mit deren Hilfe der Bergmann das Erz ans Tageslicht holte, das er in gefahrvoller Arbeit in der Tiefe
gewann. Die Halden um die Schächte bildeten sich durch das Ablagern des tauben Gesteins. Die große
Anzahl dieser Pingen auf kleinstem Raum entstand durch die Kleinheit der damals vergebenen
Mutungen, der vom Bergmeister ausgegebenen Schürfrechte. Alle Gruben und Schächte sind zwar
heute verschüttet und damit nicht mehr zugänglich, durch Erddruck auf die verbliebenen Hohlräume
kann es aber noch immer zu plötzlichen Einstürzen kommen.
Vom Parkplatz aus folgten wir kurz der Straße Richtung Kall, durchquerten die rechtsseitig gelegene
Urftaue mit schönem, weitem Blick auf Anstois und Kall und gelangten zunächst in das
Fahrenbachtal, das mit einer schattigen Sitzgruppe gleich zur Bananenpause einlud. Dieses Tal steigt
sanft an, bis es den Höhenrücken zwischen Wackerberg (531 m) und Kindshardt (530 m) erreicht.
Dabei überquert der Wanderweg zweimal den Fahrenbach, der in heißen Sommern auch schon einmal
trockenfallen kann - derzeit aber ein munteres Bächlein ist. Auf dem Höhenrücken erreichten wir den
Eifelsteig. Diesem Richtung Süden folgend führte er uns in die Grubenfelder der Konzession
Stahlberg. Talabwärts und über einen weiteren Bachlauf gelangten wir in ein weiteres Grubenfeld – in
eine von Pingen und Halden übersäte Landschaft, überwachsen mit einem wunderbaren alten
Buchenbestand. Nach der Mittagspause gelangten wir über sonnendurchflutete Wiesen hügelabwärts,
durchquerten den Ort Golbach. Im darauffolgenden Grubenfeld Concordia folgten wir zunächst einem
schmalen Fußpfad, der auf den Höhenrücken der Loshardt führt, danach ging es durch ein
Eichenwäldchen wieder bergab bis in den Ort Kall hinein Am Eingang zur Turnhalle befindet sich am
ehemaligen Stollenmundloch des Haak-Stollens die letzte der Informationstafeln. Wir durchquerten
den Ort Kall, in Höhe der Kirche ging es über eine Brücke, am Rathaus vorbei in Richtung zu den
östlich der Bundesstraße gelegenen Buntsandsteinfelsen. Nach einem letzten, diesmal knackigen
Aufstieg erreichten wir den Felsenweg oberhalb der Erosionskante des Buntsandsteinfelsens mit Blick
auf Kall & das Urfttal. Im weiteren Verlauf senkt sich der Weg über eine Serpentine wieder auf das
Straßenniveau, führt an einer wild zerklüfteten Felspartie mit Vorsprüngen und Spalten vorbei, kurz
darauf erreichten wir den Steinbruch aus römischer Zeit mit treppenförmigen Abbaustufen im
Buntsandsteinfelsen, in denen noch gut die römischen Meißelspuren zu sehen waren. Kurz darauf
erreichten wir nach insgesamt 12 km unsere abgestellten PKW, wo wir mit Kaffee, Tee & Kuchen den
schönen Tag ausklingen ließen.
Diana Hofmann

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Fotos: H. Baumsteiger, I. Steven

Zusammenst./Aufber.: I. Steven