Der Themen-Wanderweg „Kall-Trail“ [66] erinnert an die Kämpfe zwischen amerikanischen und deutschen Truppen, die vor 80 Jahren, vom 2. bis 10. November 1944, im Kalltal zwischen Vossenack und Schmidt stattfanden.
Die in Deutschland „Allerseelenschlacht“ und von den Amerikanern „Battle for Schmidt“ genannten Kämpfe forderten auf beiden Seiten insgesamt über 20.000 Tote, unzählige Verletzte und Vermisste, von denen über 400 bis heute als vermisst gelten.
Neun Wanderfreund*innen starteten mit Wf. Helga Giesen am Museum „Hürtgenwald 1944 und im Frieden“ in Vossenack zu einer gut 12 km langen Tour, die im ersten Teil dieses Wanderweges an einigen Gedenkstätten vorbeiführte.
Auf dem Baptist-Palm-Platz vor der Pfarrkirche wurde zunächst ein Blick auf den „Eifelbaum“ geworfen. Das von dem Künstler und Beuys-Schüler Pater Laurentius Englisch, damals Lehrer am Franziskus-Gymnasium, entworfene Denkmal hatte die Ortsgruppe Vossenack anlässlich ihres 100-jährigen Bestehens im Jahr 2008 gestiftet.
An einem Splitterkreuz zum Gedenken an die Schlacht begann der steile Abstieg vom 415 m hoch gelegenen Vossenack ins Kalltal in Richtung Mestrenger Mühle (230 m). Die schroffen Abhänge und engen Wege zwischen Feldschluchten, die ein Manövrieren mit Panzern nahezu unmöglich machten, waren den darauf nicht vorbereiteten Amerikanern zum Verhängnis geworden.
Die rund 185 Höhenmeter auf schmalem Pfad abwärts waren nun auch für die Wanderer recht herausfordernd. Auf der Kallbrücke nahe der Mestrenger Mühle, die damals als Verbandplatz diente, erinnert eine Skulptur an den deutschen Stabsarzt Günther Stüttgen, der mit den Amerikanern einen kurzzeitigen Waffenstillstand aushandelte, um die Verwundeten beider Seiten zu versorgen. Für diese humanitäre Geste wurde er später in den USA ausgezeichnet. 1962 kehrte Dr. Stüttgen, der in Düsseldorf als Dermatologe tätig war, in die Eifel zurück, um im Simmerather Krankenhaus die an Pocken erkrankten Patienten zu behandeln.
Nun ging es wieder bergauf in Richtung Schmidt (435 m). Auf halber Höhe befindet sich heute noch die Panzerkette eines Sherman im Boden, der hier von den flüchtenden amerikanischen Truppen zurückgelassen wurde.
Schon in Sichtweite der ersten Häuser von Kommerscheidt ludt eine Hütte zur wohlverdienten Pause ein. Nach dem wiederum recht steilen Abstieg zurück ins Kalltal verließen die Wanderer auch den Kall-Trail, um in einem Bogen durch die Täler von Huschels- und Richelsbach zu wandern. Hier konnte beobachtet werden, dass die Biber von weiten Teilen der Bachläufe Besitz ergriffen und eine bizarre Landschaft geschaffen haben. Ein Teil des Weges führte über einen Lehrpfad, der mit gut gestalteten Tafeln über Besonderheiten wie einen ehemaligen Meilerplatz, Felsformationen (Teufelsley) oder auch die Überreste des ehemaligen Wasserwerks von 1905 informierte, das mittels einer sog. Lambachpumpe den hochgelegenen Ort Vossenack mit Trinkwasser aus der Kall versorgte. Die noch erhaltene Pumpe war wenig später am Ortsrand zu besichtigen. Vor dem Aufstieg auf einem zwar etwas längeren, aber dafür moderater ansteigenden Weg wurde sich noch einmal gestärkt. Von der Lambachpumpe war es dann nicht mehr weit bis zum Parkplatz und gleich nebenan lockte der „Bosselbacher Hof“ zur Einkehr.
Auch ohne Sonne zeigte sich der herbstliche Wald von seiner schönsten, leuchtend-bunten Seite und trotz der teilweise anstrengenden Passagen war es eine abwechslungsreiche Tour zum Genießen auf bequemen Wegen in den Tälern entlang der Bachläufe und mit schönen Blicken von den Höhen.
WF Helga Giesen
Fotos: I. Steven
Zusammenst./Aufber.: I. Steven