Samstag, den 14.10. trafen sich 24 Wanderer bei herbstlich frischem, aber sonnigen Wetter am Stolberger Galminusbrunnen.
Stadtführerin Fr. Penner-Mohren hatte erneut eingewilligt, uns die Schönheiten und Besonderheiten ihrer Wahlheimat näher zu bringen.
Der Brunnen ist eine Kurzfassung der Stadtgeschichte – leider wurde die Zwergengestalt des Galminus gestohlen.
Zunächst ging es zum als Doppelhofanlage erbauten Kupferhof Schart. Dabei wurde uns auch gleich die Ursache des weit verbreiteten Irrtums nähergebracht – Stolberg ist Messing-, nicht Kupferstadt: vor rund 400 Jahren kamen die ersten Kupfermeister-Familien in das rheinische Städtchen. Sie waren französische Calvinisten/ Hugenotten, die aus religiösen Gründen ihre Heimat verlassen mussten. Über Dinant und Aachen gelangten sie nach Stolberg, wo ihnen Religionsfreiheit versprochen wurde. Messing bezeichneten sie aus dem Französischen übersetzt (cuivre jaune) als Gelbkupfer - durch Verkürzung wurde im Laufe der Zeit daraus Kupfer. Vor Ort fanden sie ideale Bedingungen – die Wasserkraft der Vicht, Holzkohle aus den zahlreichen Meilern der Eifel bzw. Steinkohle aus dem Aachener Revier sowie einheimische Galmei - das schwefelfreie Zinkerz, das die Kupfermeister mit aus dem Mansfelder Raum importiertem Kupfer verschmolzen. Einige Familien haben die Produktion bis heute aufrechterhalten, teilweise bereits in der 16. oder 17. Generation. Die Stolberger Firma Prym ist das älteste Familienunternehmen in Deutschland und bekannt u.a. für die Erfindung der Messingdruckknöpfe.
Die Kupfermeister-Familien wurden sehr wohlhabend und bauten Kupferhöfe mit Herrenhaus und Produktionsstätten, jeweils dem Zeitgeschmack angepasst. Der erworbene Reichtum kam auch auf dem anschließend besichtigten Kupfermeisterfriedhof mit zahlreichen alten, wunderschön gestalteten Grabplatten zur Geltung. Die zugehörige Finkenbergkirche, in ihrer heutigen Gestalt anstelle der hölzernen, kleineren Vorgängerkirche zu Beginn des 18. Jahrhunderts fertiggestellt, wirkt hell und heiter.
Mit Blick auf die Burg gelangten wir abwärts zum alten Pfarrhaus, lange auch gleichzeitig als Schule genutzt weiter zur ehemaligen Adler-Apotheke, ältester Kupferhof Stolbergs, schon im 16. Jh. von der Familie Schleicher erbaut. Ein Kunsthandwerkerhof befindet sich heute im ehemaligen Kupferhof Rose an der nordöstlichen Ecke des historischen Marktplatzes mit seinen zahlreichen Bruchsteinhäusern. Wenige Schritte oberhalb befindet sich St. Lucia, katholische Kirche und Nachfolgerin der Burgkapelle. Durch die Torburg gelangten wir in die Burg, die im 12. Jh. als Stahlburg = feste Burg Stolberg den Namen gegeben hat - im Lauf der Geschichte mehrfach bis auf die Grundmauern zerstört und später im jeweiligen Zeitgeist neu aufgebaut. Vom Burghof, vorbei am ehemaligen Burgfriedhof, auf dem zeitweise Katholiken, Protestanten und Juden gleichermaßen beigesetzt wurden, bis der Kulturkampf auch hier seine Auswüchse zeigte, und mit einem anderen Blick auf die Altstadt war es auch nicht mehr weit zur Vogelsangkirche, letzte Station auf unserer Besichtigungstour. Das äußerlich bescheidene Bauwerk gilt als eines der ältesten evangelischen Gotteshäuser westlich des Niederrheins, Mitte des 17. Jh. erbaut.
Nach dieser hochinteressanten Stadtwanderung waren wir ausreichend hungrig, gingen durch den Steinweg mit noch immer unübersehbaren Zeichen der Flutkatastrophe zum neu erbauten Living im Kupferpavillon am Kaiserplatz und ließen uns das Essen an der großen Tafel schmecken.
Diana Hofmann
Fotos: H.Baumsteiger, Zusammenst./Aufber.: K. Heidtmann