2022-09-11 Auf der 1. Etappe des Wildnis-Trails zwischen Einruhr und Schöpfungspfad

Mit dieser Wanderung auf einem Teilstück der 1. Etappe von Höfen nach Einruhr des Wildnis-Trails haben wir am Sonntag unsere 2018 mit der 4. Etappe in Zerkall begonnene und durch Corona zeitweise unterbrochene Serie fortgesetzt, die sich damit nun dem Ende nähert.


Die erste Etappe ist überschrieben „Durch die Bachtäler und Fichtenforste des Monschauer Landes“ und ist mit fast 25 km nicht nur die längste, sondern aufgrund der vielen Höhenmeter auch die anspruchsvollste der vier Etappen. Da wir sie zudem mangels passender ÖPNV-Verbindungen nicht als Streckenwanderung durchführen können, ist sie in drei Rundwege aufgeteilt worden. Es folgen noch die Teilstücke von Wahlerscheid zum Schöpfungspfad und von Höfen nach Wahlerscheid.

 

Das ständige Auf und Ab bekamen die acht Teilnehmer*innen schnell zu spüren, die sich trotz der Ankündigung der fast 500 Höhenmeter und des zunächst nicht so verheißungsvollen Wetters mit Wf. Helga Giesen auf den Weg machten, um dem Wildkatzen-Logo zu folgen. Nach dem Start in Einruhr wurden zunächst die B 266 sowie die Nikolaus-Brücke über die Erkensruhr überquert, die hier in den Obersee fließt. Dann ging es gleich steil bergauf über einen felsigen Pfad, der unterwegs einige schöne Ausblicke über das Dorf und den See bot. Etwas moderater, aber immer noch bergauf, führte der Weg dann weiter entlang der Grenze des Nationalparks. Auf der Höhe wurde die „Naturwaldzelle Im Brand“ passiert, in der bereits seit 1971 stehendes und liegendes Totholz belassen wird. Somit wurde hier schon das spätere Motto des Nationalparks „Natur Natur sein lassen“ vorweggenommen. Im Zeichen des Klimawandels ist dieses System der Umwandlung von bewirtschaftete in naturbelassene Wälder allerdings in die Diskussion geraten – vor allem durch den Brand auf dem Brocken in diesen Tagen.
Auf dem früheren Fußweg von Dedenborn hinab in den Ort Erkensruhr wurde zur großen Begeisterung vor allem von Sabrina und Rolf der seltene Schwarzspecht zunächst gehört und dann auch gesichtet. Über diesen Fußweg mussten u. a. bis zum 2. Weltkrieg die Erkensruhrer Katholiken zur Pfarrkirche nach Dedenborn gehen, bevor sie 1948/49 die Hubertus-Kapelle als Filialkirche errichten durften. 1956 wurde Erkensruhr dann zur näher gelegenen Pfarrkirche nach Einruhr „umgepfarrt“.
Am Feuerwehrhaus in Erkensruhr wurde die inzwischen wohlverdiente Bananenpause eingelegt, bevor ein weiterer Anstieg hinauf auf die Dreiborner Hochfläche führte. Über längere Zeit führte der Weg nun ohne nennenswerte Steigungen am Rande des früheren Truppenübungsplatzes entlang. Der Blick nach rechts über das Wüstebachtal hinweg auf die gegenüberliegenden Hänge ließ das katastrophale Ausmaß der Zerstörungen des Fichtenwaldes erkennen. Am höchsten Punkt der heutigen Etappe beim ehemaligen Hof Leykaul (siehe unten) wurde zur Mittagszeit der Schöpfungspfad erreicht. Da sich an diesem schönen Plätzchen bereits mehrere Wanderer niedergelassen hatten, wanderten wir noch ein Stückchen auf dem Wildnis-Trail/Schöpfungspfad weiter, bis wir im „Labyrinth“ eine passende Gelegenheit zur Rast fanden.
Der Rückweg führte nun durch die Schluchtwälder von Wüste- und Püngelbach, die nach dem Zusammenfluss als Erkensruhr den gleichnamigen Ort durchfließen, und später über den idyllischen, örtlichen Wanderweg Nr. 75 oberhalb der Straße Hirschrott – Erkensruhr zurück nach Einruhr. Unterwegs warfen die Wanderer noch einen Blick in die Waldkapelle, in der seit den 1980er-Jahren die Erkensruhrer die Muttergottes verehren und ihre Bitten vorlegen.

Schieferabbau im Monschauer Land
Dass das Monschauer Land reich an Schiefer – im Rheinischen Ley genannt – ist, belegen zahlreiche Namen von Orten oder markanten Geländepunkten. Auch Familiennamen wie Leyendecker, die auf den Beruf des auf Schieferdächer spezialisierten Dachdeckers hinweisen, sind ein Indiz dafür. Erste Belege für den Abbau gibt es ab 1603, in größerem Umfang erfolgte der Abbau im Wüstebachtal ab 1791. Der dortige Hof Leykaul wurde erstmals 1850 erwähnt – einen gleichnamigen Ort gibt es z. Bsp. auch bei Kalterherberg –, nach dem Tod des letzten Bewohners wurde er von der Nationalparkverwaltung abgerissen.
Der Schiefer wurde in Stollen abgebaut und vor Ort zu gebrauchsfertigen Platten verschiedener Sortierungen, Größen und Preislagen verarbeitet. Diese wurden vornehmlich ins Rheinland und in die Niederlande verkauft. Der Abbau ist mit Unterbrechungen immer wieder betrieben worden, zuletzt von 1946 bis 1948 vom Bauunternehmer Becker aus Einruhr. Die stillgelegten Stollen mit ihren bis zu 7 m hohen Gewölben dienen heute zahlreichen Fledermausarten als Unterschlupf. Zwei dieser mit den entsprechenden Schutzgittern versehenen Stolleneingänge konnten wir auf unserem Weg durch das Wüstebachtal sehen.

Helga Giesen

 

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Fotos: H.Baumsteiger, B.Klinkenberg.  Zusammenst./Aufber.: K. Heidtmann