2022-02-27 Zwischen Schwerzfeld und Brachkopf

Bei bestem Winterwanderwetter hatten sich 20 Wanderlustige auf dem Markt eingefunden, um mit Wf. Helga Giesen eine Runde zwischen Schwerzfeld und Brachkopf zu gehen. Mit einer so lange andauernden Sperrung der ursprünglich vorgesehenen Route durch das Stein- und Eschbachtal infolge der Flut hatte die Wf. nicht gerechnet, so dass sie umplanen musste.

Zum Glück hatten die wenige Tage vorher tobenden Stürme keine weiteren Schäden auf der Ausweichroute verursacht, die im Wesentlichen auf dem belgischen Knotenpunktsystem beruhte.

Der Name Schwerzfeld leitet sich ab von einem fränkische Hofgut, namentlich erstmals erwähnt 1544 als „swerzell in dem venne gelegen“. Die Weserbrücke an der Schwerzfelder Straße dürfte schon zur Römerzeit bestanden haben, urkundlich erwähnt wurde sie erstmals 1344. Über den Eifelsteig sollte es zunächst vom WP Parkplatz Schwerzfeld in Richtung Weserbrücke gehen. Da man jedoch unterwegs vom rechten Weg abgekommen war, folgte man oberhalb der Segelen einem zwar sehr schönen, aber leider etwas längeren Pfädchen, ehe es dann, wie geplant, über den idyllischen Weg entlang der Weser in Richtung Münsterbrücke (Pilgerborn) weiterging. Dass es in letzter Zeit wieder heftig geregnet hatte, konnte man an dem reichlich Wasser führenden Flüsschen und vor allem am randvollen „Bassengchen“ ablesen, das von einer leichten Eisschicht überzogen war. Das kleine Staubecken wurde 1891 erbaut, um den Roetgener Bahnhof mit Wasser zur Versorgung der Dampfloks zu beliefern. Es diente Generationen von Roetgener Jugendlichen im Sommer als Badeplatz, im Winter zum Schlittschuhlaufen. Heute hat sich hier der Biber angesiedelt.
Die Weser begleitete die Wanderer noch ein gutes Stück des Weges hinauf zum Brachkopf. Eine sonnige und windgeschützte Sitzgruppe nebst einigen gefällten Bäumen bot kurz vor Erreichen der Höhe eine gute Gelegenheit zur Mittagpause. Kurz danach erinnerte ein Kreuz am Wegrand an den Briefträger Arnold Pilger, der am 2. März 1823 Post von Gemünd nach Eupen bringen sollte. Trotz Regen und Nebel setzte er seinen Weg von Imgenbroich aus fort und verstarb an dieser Stelle – wohl aus Erschöpfung.
Die bewaldete Kuppe des Brachkopfs war zu allen Zeiten von den Römern bis zu Napoleon von zahlreichen Verkehrswegen von Nord nach Süd bzw. umgekehrt durchzogen. Am bekanntesten sind die Pilgerwege, die zwischen Aachen und Trier zum Karlsschrein einerseits und den Reliquien des Hl. Matthias andererseits führten. Ab dem Ende des 15. Jahrhunderts wurden Erzeugnisse zunächst der Aachener, später der Stolberger Kupfer- und Messingindustrie auf Handelswegen über Belgien und Luxemburg bis nach Frankreich transportiert. Diese „Kupferstraßen“ erhielten ihren Namen nach der damals gebräuchlichen Bezeichnung „Gelbkupfer“, erst später sprach man von Messing.
Um das Steinley-Venn und damit die Gefahr von vereisten Stegen zu umgehen, folgten die Wanderer nun zurück in Richtung Schwerzfeld dem Stolberger Zweig der Kupferstraße, der über Breinig, Venwegen, Mulartshütte, durch das Gebiet der heutigen Dreilägerbachtalsperre, Weserbrücke, Münsterbrücke in Richtung Brachkopf und Steinley-Venn führte. Das hatte nochmals eine kleine Verlängerung zur Folge, so dass am Ende für die gesamte Strecke gut 16 km zu Buche standen. Da aber der zweite Teil auf guten Wegen stetig bergab führte, wurde das von allen gut bewältigt. Entlang eines Teilstücks des „Wesergrabens“ wurde der Ausgangspunkt wieder erreicht. Diese sog. Weserumleitung (Canal de détournement de Vesdre) ist ein 3,5 km langer Betongraben mit 2 m hohen Seitenwänden, der das Wasser ab Pilgerborn über belgisches Gebiet zum Steinbach und über den Eschbach wieder in die Weser einleitet. Er wurde von 1960 bis 1962 gebaut.

 

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Fotos: H.Baumsteiger. Zusammenst./Aufber.: K. Heidtmann

 

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