2021-09-05 Am Oberlauf der Inde im Münsterwald

Bei sommerlichen Temperaturen trafen sich 19 Wanderfreudige zu dieser knapp 16 km langen und teilweise auch ziemlich „abenteuerlichen“ Tour durch den Münsterwald bis zum Quellgebiet der Inde, das zwischen Raeren und Petergensfeld liegt.

Vom Wanderparkplatz „Relais Königsberg“ ging es auf einem schmalen Trampelpfad in den Münsterwald, vorbei am Mückenbruch, wo noch Reste von Panzerabwehrhindernissen (dem Westwall) zu finden sind. Zunächst überquerten wir abwärts laufend über einen schmalen Holzsteg den Fobisbach. Nach einem kurzen Anstieg erreichten wir einen breiten Forstweg, dem wir links abbiegend für 500m folgten. An einem Windrad vorbei und weiter auf enger werdenden, teils matschigen Pfaden erreichten wir den Oberlauf der Inde. (Der Oberlauf ist der Abschnitt eines Flusses / Baches der in der Nähe der Quelle liegt). Aufgrund einer fehlenden Brücke suchten wir uns eine geeignete Stelle zur Überquerung. Wasserfestes Schuhwerk war hier von großem Vorteil. Parallel zur Vennbahntrasse führte der Weg auf der belgischen Seite weiter. Der anfangs relativ bequeme Weg wurde wenig später immer schmaler, teilweise von Wurzeln durchzogen. Immer weiter leicht aufwärts laufend, näherten wir uns dem Quellgebiet. Der Untergrund wurde immer feuchter. Auf schmalen Trampelpfaden mit seitlich hohem Farn, erreichten wir den Abschnitt in dem die Indequelle liegt, wobei es keine direkt sichtbare Quelle gibt. Die Quelle liegt kurz vor der Roetgener Strasse, einige Meter weiter rechts von unserem Weg mitten im Waldgebiet. Direkt dorthin führt kein Weg.
Nachdem wir die Hälfte unserer Wanderung nun geschafft hatten, war es Zeit für eine ausgiebige Mittagspause.
Frisch gestärkt ging es ca. 300m entlang der Roetgener Straße weiter bis zum nächsten Trampfelpfad, der uns links wieder in den Wald führte, vorbei am Binsenvenn weiter bis zum Grenzstein Nr. 895 von 1920. Der daneben stehende Stein mit herausgemeißelten Korneliushorn (Vennhorn) und der Inschrift „BEIRBVM“ (Stein am Birnbaum) ist ein alter Grenzstein aus früherer Zeit und markierte hier den Grenzverlauf der Abtei Kornelimünster und des Herzogtums Limburg. Unser weiterer Weg führte nun abwärts in das Naturschutzgebiet der Inde. Südöstlich davon liegen das Prälatensief und der Ober- und Mittellauf des Fobisbaches mit einigen Nebenbächen und Quellbereichen. Nach Überquerung der Vennbahn folgten wir dem Naturlehrpfad „Ökosystem Wald“ und erreichten einen kleinen Wanderpfad, der uns durch den Wald direkt zur Inde führte. Von dort ging es zunächst auf der linken Seite flussaufwärts auf immer anspruchsvolleren Wurzelpfaden entlang der naturbelassenen, kristallklaren Inde weiter. Hier und da mussten kleine Bächlein übersprungen werden, manchmal führten auch geländerlose Holzstege über diverse Zuflüsse. Im Indetal waren noch deutliche Spuren des letzten Hochwassers erkennbar, viele Wurzeln waren teilweise komplett unterspült. Aufgrund der sommerlichen Temperaturen in den letzten Tagen war jetzt der Wasserstand der Inde relativ niedrig, sodass wir schon nach kurzer Suche eine geeignete Stelle zur Überquerung fanden. Der Pfad auf der nun flussaufwärts rechten Seite der Inde wurde ziemlich abenteuerlich. Der Oberlauf der Inde ist hier besonders urig. Die Inde kann sich hier noch uneingeschränkt durch den Wald schlängeln. Nach diesem ca. 2,5 km langen abenteuerlichen Abschnitt entlang der Inde war unsere Wanderung fast geschafft. Wir erreichten alle ohne größere Blessuren unseren Startparkplatz nach einem kurzen Anstieg.


Relais Königsberg wurde bereits 1604 als „Gut Königsberg“ erstmals urkundlich erwähnt. Bis zur Eröffnung der Eisenbahnlinie Aachen- Monschau 1885 war die Himmelsleiter (früher Trierer Landstraße) eine äußerst belebte Handelsstraße. Aus dem Grund wurde hier 1796 eine Umspannstation für Kutschen und Fuhrwerke, eine Relaisstation, mit Gasthaus eingerichtet. Dort befand sich auch viele Jahre die Barriere, der Schlagbaum, wo jeder das „Barrieregeld“ für die Benutzung der Straße zu zahlen hatte.
BEIRBVM: Drei damals wichtige Grenzpunkte am Rande von Roetgen sind in alten Urkunden dokumentiert: der hier erhaltene „Stein am Birnbaum“ (BEIRBVM), der „Genagelter Stein“ und der „Nachtsborn. Bereits 1646 sind diese drei Grenzsteine auf einer „renovierten Karte“ verzeichnet. Ein ähnlicher Stein mit einem Korneliushorn (dem Horn des heiligen Cornelius) und der Jahreszahl 1607, wurde im Jahre 1752 anlässlich von Grenzstreitigkeiten am „Nachtsborn“ erwähnt. Dieser Stein gilt jedoch als verschollen. Der Stein am Birnbaum könnte demnach ebenfalls auf das Jahr 1607 zurückgehen. Aus einem Bericht einer Grenzbegehung aus dem 16. Jahrhundert geht hervor dass ein Birnbaum, seinerzeit als Grenzorientierung anerkannt, eingegangen und verschwunden war. Als Ersatz sollte ein neues Grenzzeichen hingestellt werden. Auf einer französischen Karte von 1807 wird der Stein „BEIRBVM“ abermals erwähnt. Der Grenzverlauf zwischen Deutschland und Belgien entspricht an dieser Stelle noch dem damaligen, von der Inde bis hier auf der Höhe „Am Birnbaum“, dann abwärts zum „Genagelten Stein“ bzw. bis vor Petergesfeld. Unmittelbar links neben dem alten Grenzstein steht ein kleiner Säulenstein. Eingemeißelt ist ein D auf der deutschen, ein B auf der belgischen Seite und auf der dem alten Grenzstein abgewandten Seite die fortlaufende Numerierung 895.
Die Inde entsteht aus dem Zusammenlauf von mehreren kleinen Bächen in einem Quellgebiet von ungefähr 3,5 km² auf der Flur Perschei rund 3 km südöstlich von Raeren. Sie trifft bereits 2,4 Bachkilometer nach ihrer Quelle beim Grenzstein 904 auf die Grenze von Wallonien nach Nordrhein-Westfalen und bildet bis zum Grenzstein 912 die belgisch-deutsche Grenze. Das Naturschutzgebiet im Münsterwald ist geprägt durch den Oberlauf der Inde. Sie fließt weiter durch das Aachener Stadtgebiet, das Aachener Hügelland, durch Stolberg, hier heißt sie auch "Münsterbach" wegen des Münsterländchens. In Jülich-Kirchberg mündet sie dann nach ca. 54 km in die Rur. Ihr Einzugsgebiet ist ca. 374 km² groß, von der Gemeinde Raeren, der Städteregion Aachen sowie dem Kreis Düren. Flussabwärts gesehen münden in die Inde: Fobisbach, Bechheimer Bach, Iterbach, Holzbach, Vichtbach, Saubach, Finkelbach, Omerbach, Otterbach, Holzheimer Graben und Wehebach sowie zahlreiche Mühlenbäche und Fließe. Die Inde ist namensgebend für die Gemeinde Inden, Kreis Düren, sowie für den Zusatznamen "Indestadt" für Eschweiler.
Geschichtliche Bedeutung hat die Inde erlangt, als Kaiser Ludwig der Fromme 815 an einem ihrer alten Übergänge das gleichnamige Kloster Inda, das heutige Kornelimünster, gründete. Der Flussname ist keltischer Herkunft und bedeutet „die Leuchtende“
Besonders geschützt sind die naturnahen Bachläufe der Inde, das Prälatensief mit seltenen und gefährdeten Gesellschaften des Moorseggen-Erlenbruches, des feuchten Eichen-Birken-Waldes, der Pfeifengraswiesen und besonders des Quellmoores. Die Aufforstung der Moorfläche des Münstervenns am Zusammenfluss von Inde und Prälatensief ist verboten.

*Eifelverein Roetgen 2013, 2018 / *Was Großmutter erzählt von Ludwig Engels
*raskin Büro für Landschaftsplanung und angewandte Ökologie

Irene Steven

 

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Fotos: H.Baumsteiger, B.Klinkenberg.  Zusammenst./Aufber.: K. Heidtmann