2019-03-03 Ab Schwerzfeld durch Wald und Venn

Als Härtetest für GoreTex & Co. erwies sich die Wanderung am Karnevalssonntag. Die angesichts des Wetters erstaunliche Anzahl von 19 Wanderfreunden hatte sich mit Wf. Helga Giesen auf die ca. 18 km lange Tour „Ab Schwerfeld durch Wald und Venn“ gemacht.


Der Regen machte kaum einmal eine Pause, aber dieses „venntypische“ Wetter hatte auch einen eigenen Reiz und ließ erahnen, vor welche Herausforderungen die Überquerung der unwirtlichen Hochebene die Menschen in früheren Jahrhunderten stellte. Zahlreiche Gedenkkreuze – darunter als wohl bekanntestes das „Kreuz der Verlobten“ – erinnern an Tragödien, die sich hier abgespielt haben.
Zunächst ging es bergauf zur ehemaligen Siedlung Reinartzhof. Eine kurze Verschnaufpause nutzte die Wf. zu einigen Erläuterungen (siehe unten).
Weiter ging es auf dem sogenannten „Kaufmannsgraben“ durch das Kutenhart-Venn und, nach einer Bananenpause, auf der Randschneise entlang des Allgemeinen Venns, das als streng geschützte D-Zone nicht betreten werden darf, zum Steinley-Venn, das ebenfalls durchquert wurde. Hier am Fuße des Steling liegt das Quellgebiet der Weser, die sich aus zahlreichen Rinnsalen bildet. Trotz der Nässe waren alle Wege und Stege gut zu begehen. Im Konzener Familienwald wurde dann die wohlverdiente Mittagpause gehalten – zum Glück machte auch der Regen gerade Pause.
Der Rückweg führte zunächst über Forststraßen wieder abwärts in Richtung Pilgerborn. Hier steht im Bereich Grünheck das „Pilgerkreuz“, das an den Briefträger Arnold Pilger aus Gemünd erinnert. Er sollte Post von Gemünd nach Eupen bringen. Am 2.3.1823 – also vor genau 196 Jahren – setzte er trotz Regen und Nebel seinen Weg von Imgenbroich aus fort und ist wohl hier an Erschöpfung verstorben. Am Weserufer waren zahlreiche, noch ganz frische Biberspuren zu sehen. Ab der Weserbrücke am Pilgerborn führte dann ein uriger Pfad entlang des Flüsschens die Wanderer bis zum „Bassingchen“. Auch hier hat sich schon seit vielen Jahren der Biber angesiedelt und eine beeindruckende Auenlandschaft geschaffen. Das „Bassingchen“ war früher ein Staubecken, in dem durch eine 1891 errichtete Staumauer die Weser gespeichert wurde, um mit dem Wasser den Roetgener Bahnhof zum Betrieb der Vennbahn zu versorgen. Diese hatte 1885 den Betrieb aufgenommen. Hier haben Generationen von Roetgener Jugendlichen das Schwimmen erlernt. In den 1970er-Jahren wurde die Staumauer gesprengt.
Nach einem letzten kurzen Aufstieg wurde nach einer abwechslungsreichen Tour der Parkplatz wieder erreicht. Niemand hatte sich durch die teilweise etwas unwirtlichen Bedingungen die Laune verderben lassen und im Café Moss folgte dann der gemütliche Ausklang.

Reinartzhof
Die Anhöhe zwischen Stein- und Eschbach war seit dem Hochmittelalter Kreuzungspunkt bedeutender Pilgerstraßen, die einerseits zur Heiligtumsfahrt nach Aachen, anderseits zur Matthiaswallfahrt nach Trier genutzt wurden. Laienbrüder boten hier im „Hospiz St. Reinart“ Pilgern und anderen Reisenden Obdach. Bis ins 14. Jahrhundert nachgewiesen ist auch die aus drei Höfen (Unter-, Mittel- und Oberhof) bestehende Siedlung Reinartzhof. Urkundlich belegt ist der „Pilgerweg“ (Reinartzhofer Weg), der vom Oberhof schnurgerade zum Steling führte, erstmals 1338 durch Rechnungen im Stadtarchiv Aachen. Dem „Begarden vom Reinart“ wurde von der Stadt Geld für Wegeausbesserungen gezahlt. Für die Bewohner vom Reinartzhof kam nach einer wechselvollen Geschichte 1958 das Aus. Per königlichem Dekret aus Brüssel mussten die Anwesen geräumt werden, weil sie im Wassereinzugsgebiet der 1950 in Betrieb genommenen Wesertalsperre bei Eupen lagen. 1971 verließ der letzte Bewohner seinen Hof, die Gebäude wurden niedergebrannt und abgetragen, das Gelände aufgeforstet. Nur einige Mauerreste blieben übrig. Aus ihren Steinen erbauten Raerener Pfadfinder 1973 im Bereich des Mittelhofs eine Kapelle.
Quelle: Günter Metz: Das Hohe Venn von A – Z (Grenz-EchoVerlag 1995)

 

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Fotos: H.Baumsteiger, B.Klinkenberg.  Zusammenstellung/Aufbereitung: K. Heidtmann