Seit letztem Jahr gibt es ein Flusstaxi in Lüttich – Grund genug, die traditionelle Städtetour in diesem Jahr wieder einmal in unserer Nachbarstadt zu unternehmen, diesmal unter dem Motto: Von der Moderne in die Vergangenheit.
Am in der Sommersonne immer noch blendend weißen Bahnhof Liège-Guillemins trennten sich zunächst die 31 Wanderer. Die Gruppe unter Helgas Führung lief auf bequemen Wegen über den mit Wasserspielen und viel Grün neu gestalteten Bahnhofsvorplatz zum Paradiesturm, einem städtischen Finanzgebäude, über die brandneue Fußgängerbrücke „La Belle Liègoise“ zur restaurierten Bouverie, dem letzten noch vorhandenen Gebäude aus der Zeit der ersten Lütticher Weltausstellung.
Die andere Gruppe lief mit Diana über den Hügel Cointe zu den Gedenkstätten der Alliierten des Ersten Weltkriegs, immer wieder neue Blicke über die Stadt erhaschend. Über die Engelsbrücke, die schönste der 80 Brücken der Stadt, gelangten sie, vorbei an St. Vincent, ebenfalls zur Bouverie.
Da dort gerade ein Volksfest mit zahlreichen Info- und kulinarischen Ständen stattfand, wurde die Mittagspause spontan vorgezogen.
Frisch gestärkt, aber unter (temporärem) Verlust zweier Wanderer, die offensichtlich auf Abwege geraten waren, betraten wir das Flussschiff, fuhren bis zum Beginn des Albertkanals mit dem weithin sichtbaren Leuchtturm und stiegen auf der Rückfahrt am Grand Curtius, dem ehemaligen Stadtpalast des Waffenfabrikanten und -händlers Jean de Corte aus.
Im ältesten (noch bestehenden) religiösem Gebäude der Stadt, St. Barthélemy konnten wir einen Blick auf das Messing-Taufbecken aus dem 12. Jh. werfen, das zu den 7 Wundern Belgiens zählt. Entlang Hors Chateau (also außerhalb der ersten Stadtmauer gelegen), vorbei an mehreren typischen Impasses, mit Blick in den malerischen Antoniushof und durch den Kreuzgang des ehemaligen Minoritenklosters gelangten wir auf den Markt. Die zahlreichen Cafés und Brasserien luden zur nächsten Pause ein.
Am Rathaus fanden dann auch die beiden Abtrünnigen wieder zur Gruppe. Vorbei am Simenon-Denkmal, der Galerie St. Lambert, dem Fürstbischofpalast, der restaurierten Oper mit modernem Anbau und durch die größte Einkaufsgalerie Belgiens, die Passage Lemonnier, anschließend zur in den Rang einer Kathedrale erhobenen ehemaligen Stiftskirche St. Paul, gelangten wir zu St. Jakob.
Diese Bürger-Kirche (der ehemaligen Benediktinerabtei) präsentiert sich heute überwiegend spätgotisch im filigranen Flamboyantstil. Durch das Renaissanceportal betraten wir die Vorhalle mit einer wunderbaren Marienkrönung und bewunderten vom Eingang aus das reich dekorierte Netzgewölbe mit zahlreichen Schlusssteinen. Gerade als wir wieder aufbrechen wollten, war die Messe zu Ende und einige von uns nutzten die Gelegenheit, einen zweiten und näheren Blick auf das Interieur zu werfen. Höhepunkt war die eigens uns angebotene Möglichkeit, über die doppelläufige Treppe die Empore des Bürgermeisters zu erreichen, wo diese in früheren Zeiten ihren Amtseid ablegen mussten.
Zum Abschluss ging es durch mehrere Grünanlagen, vorbei am Denkmal für Karl den Großen zurück zum Bahnhof Liège-Guillemins, wo die letzte (verdiente) Einkehr des Tages im Freisitz des Bahnhof-Cafés stattfand.
Diana Hofmann
Fotos: Hubert Baumsteiger, Klaus Heidtmann, Diana Hofmann, Ulrich Pieroth.
Zusammenstellung und Bearbeitung: Klaus Heidtmann