Nach einer längeren Anfahrt über St. Vith starteten 16 Teilnehmer dieser "literarisch-historischen"
Wanderung gegen 11 Uhr in Winterspelt. Das anfangs noch ein wenig feuchte Wetter besserte sich
jedoch schnell und es wurde trocken. Der Ort Winterspelt wurde bekannt durch den gleichnamigen
Roman von Alfred Andersch, der im Herbst 1944 in der westlichen Eifel spielt. Thema ist die geplante
kampflose Übergabe eines Bataillons durch den deutschen Offizier an die Amerikaner, die sich auf den Höhen des belgischen Maspelt befinden. Der auch heutige Grenzfluß Our trennte damals die beiden Parteien.
Ein kleiner literarischer Wanderführer zu diesem Thema wurde vom Geschichtsverein Prümer Land herausgegeben. Der Roman erschien in verschiedenen Sprachen und wurde 1977 an den Original-Schauplätzen verfilmt.
Die Tour startete nahe der Kirche von Winterspelt, wo sich auch eine Informationstafel über den
"Alfred-Andersch-Weg" befindet. Die Gruppe verließ das Dorf auf dem örtlichen Wanderweg 2 und 3
und erreichte über die Höhen mit ringsum weiter Fernsicht den Ourberg (504m).
Danach ging es steil hinunter ins Ourtal in den Weiler Hemmeres mit einer kleinen Kapelle und einem Breitgiebelhaus. Mitten durch den Ort führte früher die 1888 erbaute Eisenbahnlinie St. Vith - Burg Reuland - Troisvierges, die jedoch seit 1944 nicht mehr benutzt und inzwischen durch den RAVel ersetzt wurde. Vorbei an der ehemaligen Bannmühle, wo der Schriftsteller und damalige Kriegsberichterstatter Ernest Hemingway die erste Nacht auf deutschem Boden verbrachte, ging es über die Our nach Belgien zu den Resten der zerstörten Eisenbahnbrücke über die Our, heute eine friedliche, ja fast romantisch-verschlafene Gegend.
Beim steilen Aufstieg konnte der teilweise zugemauerte Tunneleingang, der im Rahmen
eines europäischen Naturschutzprojektes als Lebensraum für Fledermäuse hergerichtet wurde,
wegen der Rückeroberung durch die Natur nicht ausgemacht werden. Der Tunnel ist 386 m lang
und diente im Roman dem Vermittler zwischen den deutschen und amerikanischen Truppen als
Verbindungsweg.
Hemmeres, das 1949 unter belgische Verwaltung gestellt wurde, kam - trotz ähnlicher Proteste
der deutschen Bevölkerung wie in Roetgen und Mützenich - 1958 zusammen mit Losheim und
Bildchen auf Betreiben Adenauers wieder zur Bundesrepublik.
An der Dorfkirche von Maspelt wurde die Mittagsrast eingelegt. Vorher waren wieder weite
Ausblicke in die Landschaft möglich. Auf dem Weiterweg bot sich ein schöner Blick auf Bracht mit seinem "Schloß", das früher auch durch die Herren von Burg Reuland bewohnt war, und Umgebung. Wieder im Ourtal angekommen, wechselte man bei Auel, das noch zu Belgien gehört, wieder auf die deutsche Seite. Nach dem Anstieg auf die Höhe nach Elcherath wurde noch die sehenswerte Kirche St. Willibrord mit ihrer barock gestalteten Kanzel besucht, die als eine der Urkirchen des Prümer Landes gilt und aus dem 9. Jhdt. stammt.
Die Wanderung wurde nach ca. 600 Höhenmetern (durch den zweimaligen Abstieg ins Ourtal)
wieder in Winterspelt beendet mit der verdienten Einkehr in das Hotel-Restaurant "Haus Hubertus".
Rolf Berger