22 Teilnehmer/innen fanden sich zu einer abwechslungsreichen Wanderung im NSG Branderwald am Sportplatz in Freund ein.
Wir hatten wieder einmal Glück gehabt! Der einzige kräftige Schauer brach während der Anfahrt über uns herein.
Das Naturschutzgebiet Brander Wald ist das größte Aachener Naturschutzgebiet: Es grenzt an die Stolberger Naturschutzgebiete „Münsterbusch“ und „Münsterbachtal“ und ist als NATURA-2000-Gebiet in ein europäisches System zum Schutz von Lebensräumen eingebunden. Es dient der Bundeswehr als Standortübungsplatz und darf deshalb nur in übungsfreien Zeiten betreten werden, natürlich nur auf den Wegen und nicht querfeldein.
Vom Parkplatz ging es zum Standortübungsplatz - keine rote Fahne - wir durften also auf dem Übungsgelände wandern. Im Wechsel von Wald- und Wiesenwegen erreichten wir den Oberlauf der Inde der in der lokalen Umgangssprache auch Münsterbach genannt wird, da er sich auf dem Gebiet der ehemaligen Reichsabtei Kornelimünster befindet und der uns bis zum Ende der Wanderung begleitete.
Die Höckerlinie wurde gequert, ein Relikt des vor dem 2. Weltkrieg gebauten Westwalls. Durch einen Auwald mit altem Baumbestand erreichten wir die Stelle, wo früher ein Pumpenhaus gestanden hat (erkennbar an dem auffälligen Wehr im Bachbett). Diese Pumpanlage diente der Wasserhaltung im Münsterkohlenbergwerk (Steinkohleabbau) und pumpte das Grubenwasser in den Münsterbach. Das Gebäude gehörte den Brüdern James u. John Cockerill. James war Eigentümer der gleichnamigen Kohlezeche (Jamesgrube) und John betrieb die Zinkhütte St. Heinrich. Beide Unternehmen lagen in unmittelbarer Nachbarschaft im Ortsteil Münsterbusch.
Am Bach entlang, vorbei an satten Wiesen, ging es weiter zur Haumühle und zur Bocksmühle.
Die Haumühle, ist eine 1647 entstandene Mühlenanlage, die aus zwei Hammerwerken (zur Weiterverarbeitung von Plattenmessing) und zwei Drahtzügen bestand. Später war die Haumühle Standort der Textilindustrie und wird heute von mehreren kleineren Gewerbebetrieben genutzt. Der größte Teil der ursprünglichen Mühlengebäude fiel 1938 einem Brand zum Opfer.
Die Bocksmühle fand 1646 als Besitz der Abtei Kornelimünster erstmalig Erwähnung. Damals wurde sie als Tiefmühle zur Kesselherstellung genutzt, während sie 1690 als Drahtzug benutzt wurde. Ab 1810 befand sich dort eine Spinnerei, die 1906 abbrannte. Die Restgebäude werden heute landwirtschaftlich genutzt.
Nur wenig weiter erreichten wir auf der rechten Seite eindrucksvolle, den Talhang überdeckende Steilwände, die Tatternsteine genannt werden. Diese von der Inde freigelegten Gesteinskörper bestehen aus Geröll, das aus Verwitterungsschutt entstanden ist, welches vor etwa 340 Millionen Jahre durch Fließgewässer transportiert worden ist und sich später zu Stein verfestigt hat.
Nach wenigen Metern folgte auf der linken Seite der Hof Gedau, ein ehemaliger Kupferhof. Zwischen 1800 u. 1958 war die Gedau Standort des Textilgewerbes. Die Gedau wird nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten heute als Wohnanlage genutzt. Nach Westen hin ist heute noch unmittelbar neben dem Gebäudekomplex die tiefer liegende, rechteckige Mulde des früheren Mühlenteiches zu sehen.
Hinter der Gedau ging es sportlich steil in den Wald hinauf und auf der Kuppe weiter bis zum Sportplatz, unserem Ausgangspunkt, zurück.
Eingekehrt wurde in der Bahnhofsvision in Kornelimünster, bei hervorragendem Kaffe und Kuchen und/oder auch einem Glas Leffe.
Wanderführer: Hans-Georg Schramm