Besser hätte man es wettermäßig kaum treffen können: Ebenso wie die Jecken bei ihren Umzügen freuten sich am Tulpensonntag auch 13 „Karnevalsmuffel“ über die perfekten frühlingshaften Bedingungen auf ihrer Wanderung durch das Waldgebiet zwischen Roetgen und Rott.
Gestartet wurde am WP Kuhberg und ein kurzes Stück ging es entlang der Straße zum Filterwerk der Dreilägerbachtalsperre.
Ab hier begleitete die Vicht die Wanderer bis Rotterdell. Nach dem Überqueren der Straße führte ein uriges Pfädchen im Hang zunächst bergauf in Richtung Mulartshütte, dann wieder hinunter zur Vicht und durch den lichten Wald am Ufer zurück nach Rotterdell. Über die Brücke „Uelenfurt“ wurde der kleine Jugendzeltplatz erreicht, wo nach ca. 6 km eine bequeme Hütte für eine Bananenpause bereitstand.
Nun wartete der herausforderndste Teil der insgesamt knapp 13 km langen Tour auf die Wanderer. Durch reichlich Matsch ging es über den Eifelsteig steil bergauf (ca, 120 hm auf knapp 2 km) in Richtung NSG Struffelt (siehe unten). Erstaunlicherweise war die schöne Sitzgruppe auf der Höhe nicht bereits besetzt, so dass alle gemütlich und in schönstem Sonnenschein eine weitere Pause genießen konnten.
Ein bequemer Weg führte nun bergab in Richtung Vorbecken. Schöne Ausblicke boten unterwegs ein reizvolles Biotop sowie die Sicht über die ganze Talsperre bis zur Staumauer und auch über das Vorbecken selbst.
Dann war nur noch eine kleine Steigung zu bewältigen, bevor es entlang des Schleebachhanggrabens und wieder bergab über einen kleinen Pfad oberhalb des Schleebachs mit guter Sicht über Roetgen zurück zum Parkplatz ging. Am Schleebachhanhgraben stehen auch einige Infotafeln, mit denen die OG Roetgen Anfang der 2000er-Jahre den früher einmal vorhandenen Waldlehrpfad wiederbelebt hat. Sie sind alle noch in erfreulich gutem Zustand.
Wf. Helga Giesen
Das zwischen Rott und Roetgen gelegene NSG Struffelt ist eine 453 Meter hoch gelegene, ursprünglich baumlose Kuppe, die sich fast 100 Meter über die umgebenden Wälder erhebt. Hier regnen sich die von Westen kommenden Wolken ab, so dass mit über 200 Regentagen im Jahr, die ca.1100 mm Niederschlag bringen, sowie mit einer Durchschnittstemperatur von nur 7,5 °C hier Verhältnisse herrschen, die man sonst im Hohen Venn findet.
Nach dem 1. Weltkrieg versuchte man, das stark vernässte Gebiet durch Drainagen trockenzulegen und mit Fichten aufzuforsten. Das war aber nicht erfolgreich. Nach dem großen Brand von 1971, der einen der letzten noch verbliebenen Fichtenbestände vernichtete, wurde deshalb nicht mehr neu aufgeforstet und das Gelände lag viele Jahre brach. Teilweise breitete sich wieder eine Heidelandschaft mit venntypischer Vegetation aus. In den 1980er-Jahren veranlasste der Heimat- und Eifelverein Rott Kartierungsarbeiten, bei denen eine Biologin im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme u. a. 175 verschiedene Moose und Seggen feststellte, außerdem mehrere gefährdete Vogelarten sowie zahlreiche Insekten, Amphibien, Libellen und Falter. Daraufhin wurde das Gebiet 1989 unter Naturschutz gestellt und in den ersten Jahren ausschließlich durch den HuE Rott gepflegt. Ab 2003 hat dies die Biologische Station übernommen. Ehrenamtlich beteiligen sich Rotter Bürger*innen aber bis heute regelmäßig an Renaturierungsmaßnahmen, bei denen noch immer neu aufkeimende Fichtenschößlinge sowie zu stark wucherndes Pfeifengras oder Adlerfarn entfernt werden.
Das knapp 120 ha große Gebiet kann über rund 700 m Holzstege begangen werden.
Fotos: I. Steven
Zusammenst./Aufber.: I. Steven